Neue Bürolandschaften
ARBEITSUMGEBUNG Die Anforderungen an die Bürogestaltung sind im Wandel: Klassische Strukturen wie Einzelbüros lösen sich auf, offene Kommunikationsflächen, Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten und Räume für Regeneration entstehen. Eine Studie zeigt vier Zukunfts-Szenarien.
Der Innovationsverbund Office 21® veröffentlichte im Mai 2022 eine Studie mit dem Titel „Beyond Multispace“, als Antwort auf drängende Fragen neu entstehender Arbeitswelten. Die Zunahme orts- und zeitflexibler Arbeitsmodelle, die Verbreitung agiler Arbeitsweisen, aber auch die veränderte Erwartungshaltung der Mitarbeitenden haben durch die Pandemie nochmals einen deutlichen Schub erhalten. Nahezu jede Organisation muss für sich klären, wie zukunftssicher die eigenen Arbeits- und Bürostrukturen noch sind und wie die Büroflächen und -immobilien im Hinblick auf eine hohe Dynamik ausgerichtet werden sollten.
Von flexibel bis vorsichtig wandelnd
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat in diesem Projekt gemeinsam mit beteiligten Unternehmen zukunftsorientierte Perspektiven für Büroumgebungen bis 2030 entwickelt. Vier Szenarien für die zukünftige Büro- und Wissensarbeit hat die Studie entwickelt, von hochgradig flexibel über sich vorsichtig wandelnd, von ökologisch bewusst bis hin zu einer deutlich individualisierten Arbeitswelt.
Design zum Arbeiten und Wohlfühlen: Der erste Lounge-Sessel se:lounge der Marke Sedus soll Wohnlichkeit und Entspannung ins Office bringen.
© Sedus Stoll AG
Obwohl jedes dieser Szenarien spezifische Eigenheiten aufweist, werden Handlungsfelder benannt, die grundsätzlich relevant sind: Hybridität (ein Mix aus Virtualität und physischer Präsenz), Büroflächenbedarf, Inszenierung (Steuerung von Unternehmenskultur, Zusammensein und Inspiration), Gesundheit, dritte Orte (Nutzungsgrad von Orten abseits von Büro und Homeoffice), Vernetzung, Nachhaltigkeit und Gesetzgebung. Zudem wurden vier Ebenen identifiziert, von der einzelnen Tätigkeit über die individuelle und digitale Ebene bis hin zur gesamten Organisation, die die Ausrichtung der zukünftigen Arbeits- und Bürowelt beeinflussen. „Unsere Studie beschreibt Möglichkeitsräume, wie Büroumgebungen zukünftig gestaltet werden könnten“, sagt Carina Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Workspace Innovation am Fraunhofer IAO und Mitautorin der Studie. Sie empfiehlt, dass jede Organisation für sich feststellen sollte, in welchem Szenario sie sich und ihre Mitarbeitenden verortet und entsprechend strategische Maßnahmen ergreift, um die Weichen in diese Richtung zu stellen.
Zukunftsszenarien für die Bürokultur
Die Gestaltung von kreativitätsfördernden Arbeitsumgebungen und einem Angebot an interaktiven Flächen spielt im hochgradig flexibilisierten Szenario „Neue freie Welt“ eine wichtige Rolle. Die Arbeitnehmenden arbeiten in diesem Szenario vor allem ortsungebunden, im Fokus stehen Büroflächen für die Zusammenarbeit und (agile) Projektarbeit. In dem gemäßigten Szenario „Zurück aus der Zukunft“ erlebt das Büro als Arbeitsort einen Aufschwung. Es wird zum Allrounder und erfüllt viele verschiedene Anforderungen, mit Bereichen für Konzentration über Kollaboration und Kommunikation bis hin zu Erholung. Das Zukunftsszenario „Neues grünes Europa“ befasst sich mit einer zunehmend auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaft, weshalb hier auch bei der Büronutzung ökologische Aspekte die ausschlaggebende Rolle spielen.
Möglichst effiziente Nutzung
Die Mitarbeitenden sind überwiegend im Homeoffice tätig, daher muss die verfügbare Bürofläche möglichst effizient und hochflexibel genutzt werden. Im letzten Szenario „Individueller Fokus“ bieten Unternehmen ihren Mitarbeitenden die größtmögliche Freiheit und neueste Technik. Dabei nimmt die Nutzung von verschiedenen Arbeitsorten außerhalb und innerhalb des Büros eine wichtige Rolle ein. Die Arbeitsflächen müssen spannend gestaltet sein und immer wieder aufs Neue inszeniert und verändert werden. Laut der Studie können auf eine Organisation auch mehrere Szenarien oder Mischformen zutreffen.Möbel für neue Arbeitsstile
Die Sedus Stoll AG ist eines der Partnerunternehmen im Innovationsverbund Office 21®. „Kurze Wege, flexible Meetings und spontaner Austausch prägen bereits heute Raum und Arbeitsalltag“, sagt Bernadette Trepte vom Sedus Press Office. „Das erfordert Möbel, die den neuen Arbeitsstilen gerecht werden.“ Ein Beispiel hierfür ist se:cube max, ein Raum-in-Raum-System, das große Rückzugsorte für Besprechungen, Teamarbeit und Videokonferenzen bietet. se:cube max kann auch als Einzel- oder Doppelbüro in Open-Space-Landschaften eingesetzt werden. Da der Arbeitsort außerdem wohnlicher werden soll, reagiert Sedus mit dem Loungemöbel se:lounge auf den Wunsch nach einem Platz zum Ankommen, Hinsetzen und Wohlfühlen im Office. Um den Umbau und die Umorganisation der bisherigen Raumeinrichtung zu vereinfachen, empfiehlt Sedus modulare und leicht bewegliche Möbel. Zudem hat der Möbelanbieter sein Serviceportfolio um ein professionelles Workplace Consulting erweitert, um Unternehmen bei den räumlichen Veränderungen sowohl planend als auch beratend zu unterstützen.
Agile Kommunikation: Bosse Mobile Möbel der Dauphin Group dienen dem offenen Teammeeting, ungestörte Gespräche können im akustisch abgeschirmten Bosse Cube geführt werden.
© Dauphin HumanDesign Group
Raum für Kommunikation und Identifikation
„Mehr als 50 Prozent der Büroflächen werden künftig Orte der Begegnung und des Austauschs sein“, sagt Dr. Jochen Ihring, Geschäftsführer der Dauphin Human Design Group. Offene Lounge-Landschaften, die Kommunikation und spontane Meetings ermöglichen, stehen daher im Mittelpunkt der Office-Gestaltung beim Hersteller Dauphin. Dazu passen variabel stellbare Lounge-Ecken, mobile Elemente auf Rollen oder tragbare Poufs wie die Dauphin Reefs flex und Poufs. Raum-in-Raum-Systeme, zum Beispiel die Bosse Mobile Möbel und Cube, und Cocooning-Möbel, wie die Serie Dauphin Atelier, bieten Gelegenheit, sich für die konzentrierte Arbeit, das diskrete Telefonat oder die Arbeit im Team zurückzuziehen. „Wir machen die Erfahrung, dass bestehende Flächen entsprechend hochwertig und einladend ausgestattet werden“, sagt Jochen Ihring.
Offene Gestaltung förderlich für den Austausch
Eine schrittweise offene Gestaltung und flexibel nutz- und erweiterbare Möbel-Elemente seien förderlich für den Austausch und für die Mitarbeiterbindung, und ein Mittel, um die Unternehmenskultur sichtbar zu machen. Dabei müssen im Büro auch räumliche Gegebenheiten geschaffen werden, um Mitarbeitenden in Präsenz und Mitarbeitenden im Homeoffice eine effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen. Im Wechselspiel der Arbeitsorte nehme das klassische Büro künftig noch mehr die Rolle eines Raums für Kommunikation und Identifikation ein.